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"Erfolgreiche Wärmewende setzt

Dezentralisierung und Digitalisierung

voraus."

Gespräch mit Katrin Aytepe, Geschäftsführerin bei

m3 management consulting GmbH

 

"Erfolgreiche Wärmewende setzt

Dezentralisierung und Digitalisierung voraus."

Gespräch mit Katrin Aytepe, Geschäftsführerin bei m3 management consulting GmbH

Die Wärmewende ist eine tiefgreifende Transformation. Katrin Aytepe erklärt im Interview, warum die Wärmewende nur in einem digitalen Ökosystem möglich ist.

Frau Aytepe, wie gravierend sind die Veränderungen, die mit der Wärmewende einhergehen?

Katrin Aytepe: Mit dem Konzept der „Wärmewende“ ist ein tiefgreifender Transformationsprozess verbunden. Dabei geht es darum, den Verbrauch fossiler Brennstoffe bei der Wärmeversorgung drastisch zu reduzieren und stattdessen klimaneutrale regenerative Energien einzusetzen. Die Transformation bedingt umfassende Veränderungen auf politischer, struktureller und energiewirtschaftlicher Ebene. Um diese Prozesse erfolgreich zu koordinieren, ist ein neues Mindset erforderlich. Denn die Wärmewende kann nur gelingen, wenn sie dezentral und kollaborativ gedacht und geplant wird. Nur dann kann die Wärmeversorgung flexibel, effizient und klimaschonend gestaltet werden und uns unabhängiger und widerstandsfähiger gegen externe Störungen und Engpässe machen.

Die Wärmewende muss also dezentral gedacht werden. Welche Dimensionen gilt es dabei zu beachten?

Katrin Aytepe: Das betrifft beispielweise die technologische Dimension. So kommt im Industriesektor vor allem der Prozesswärme eine wichtige Rolle zu, während es im privaten Bereich eher um Raumwärme geht. Diese unterschiedlichen Strukturen müssen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt und durch klare Regelwerke und Förderinstrumente unterstützt werden. So entstehen auf lokaler Ebene spezifische „Energielandkarten“, die den Gegebenheiten einzelner Kommunen Rechnung tragen.

Zu diesen Gegebenheiten zählen die lokal und dezentral verfügbaren regenerativen Energiequellen – Dekarbonisierung von Prozesswärme und entsprechende Nutzung von Abwärme, Geothermie, Biomasse, Solarenergie, Wasserkraft. Wenn sie beim Ausbau von Wärmenetzen effizient genutzt werden, lassen sich Übertragungsverluste und der Anteil fossiler Brennstoffe deutlich reduzieren.

Welche Rahmenbedingungen sind für diesen Wandel notwendig?

Katrin Aytepe: Die Umstellung muss durch die Modernisierung von Gebäuden und den Ausbau der Infrastruktur begleitet werden. Sei es durch energetische Sanierung, die Nutzung von Wärmepumpen, die auch bei der Verteilung industrieller Abwärme helfen, oder durch dezentrale Wärme- und Energiespeicher, die überschüssige Energie speichern. Gleichzeitig müssen die Netze mit Schwankungen zurechtkommen, die bei vielen regenerativen Energiequellen unvermeidlich sind. Das alles geht nur durch den Einsatz intelligenter Netze, Steuerungssysteme und Plattformen.

Das klingt so, als wäre eine dezentrale und nachhaltige Energielandschaft ohne Digitalisierung nicht umsetzbar.

Katrin Aytepe: Richtig. Smarte, digitale Infrastrukturen sind eine Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Dabei geht es ja nicht nur um technische Aspekte der Netzsteuerung und Netzstabilität. Genau so wesentlich ist, dass neue Akteure und neue Rollen koordiniert werden müssen. Dadurch entsteht eine hohe Komplexität. Sie lässt sich ohne effiziente, flexible Prozesse und eine sichere und skalierbare digitale Infrastruktur nicht handhaben.

Welche neuen Akteure und Rollen entstehen in dezentralen Energienetzen? Welche Veränderungen sind damit für traditionelle Versorger verbunden?

Katrin Aytepe: Dezentrale Energieerzeugung führt unweigerlich dazu, dass Kunden anders betrachtet werden müssen. Sie sind immer häufiger auch Miterzeuger, oder übernehmen eine gewisse Mitverantwortung für die Netzstabilität und Versorgungssicherheit. Sei es durch die Einspeisung von Solarstrom in Netze, die Erzeugung industrieller Abwärme, oder die Nutzung von Elektrofahrzeugen als Energiespeicher. Entsprechend braucht es auch neue, oder zusätzliche, Vertrags- und Servicemodelle jenseits der klassischen Kundensegmentierung.

Darüber hinaus müssen „Prosumer“ angemessen integriert werden. Fahrzeughersteller und Fuhrparkbetreiber, Leasing-Gesellschaften, kommunale Dienste – sie alle könne neue Aufgaben in dieser Struktur erhalten und auch neue Geschäftsmodelle entwickeln. In diesem Sinn bedeutet der Aufbau dezentraler Netze auch die Bildung von neuartigen Energieökosystemen. Die komplexen Beziehungen in diesen Ökosystemen lassen sich ohne digitale Plattformen und ohne den Einsatz von KI und Datenanalytik nicht effektiv planen und steuern. Gerade Stadtwerke, von denen die erfolgreiche Umsetzung der Wärmewende wesentlich abhängt, haben große Chancen sich einzubringen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

 

sturm irmgard msg 

Katrin Aytepe

Geschäftsführerin

katrin.aytepe@m3maco.com

 

 

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